Blickpunkt Wals-Siezenheim | April 2019

16 Die Bachschmiede Blickpunkt Markanter Blickfang für die Bach- schmiede ist der an der Verbindung des alten Schmiedegebäudes zum Kulturzentrum aufgestellte Zeit- stein. Der nach einem Entwurf von Franz Hirnsperger ausgeführte Block aus Untersberger Marmor gibt auf der Oberfläche den geo- graphischen Raum der Gemeinde, und an den Seiten, Schlüssel- szenen aus deren Geschichte wider. Es lag daher nahe, die Ausstellungsgestaltung mit die- sem Werk zu verknüpfen. Die Ausstellungsgestaltung ope- riert auf zwei Ebenen. Karten des Gemeindegebietes mit einge- tragenen archäologischen Fund- stellen demonstrieren, dass jede Epoche durch Veränderungen der Umwelt Geschichte geschrieben hat und diese auch in der Land- schaft noch ablesbar sind. Die Vitrinenpräsentationen sind hin- gegen Einzelthemen und herausra- genden Fundstücken gewidmet. In enger Zusammenarbeit mit den lo- kalen Findern sind dabei erstmalig zahlreiche bedeutende archäologi- sche Fundstücke aus Privatbesitz zu sehen. Seine Entstehung verdankt das Walserfeld den eiszeitlichen Glet- schern. Die herausragende Hoch- terrassenlage zwischen Saalach und Salzach führte bereits in der Jungsteinzeit zur Landschaftsnut- zung, durch Besiedlung, Acker- bau und Jagd. In der Bronzezeit spielte die Region im Zuge der Kupfertransportroute flussabwärts entlang der Saalach eine Rolle. Mit der Palastvilla von Loig weist das Walserfeld einen der größten römischen Gutshöfe nördlich der Alpen auf. Das Weiterbestehen von Siedlungskernen über die Spätantike hinaus bildet für die baiuwarischen Neuankömmlinge und für die nun entstehende Kirchenorganisation Anknüpfungs- punkte, die zu den heutigen Siedlungen Wals und Siezen- heim führen. Die Etablierung des Erzstiftes als Territorialstaat ab dem Hochmittelalter führt dazu, dass Wals-Siezenheim nun auch die Rolle einer Grenzregion spielt. Bauten der Grenzsicherung, militärische Konflikte der Neuzeit und strategisch geplante Militär- anlagen des Kalten Krieges, prägen die Kleinregion und Bevöl- kerung nachhaltig. „Wir freuen uns über diese neue Dauerausstel- lung, die in Kooperation mit dem Salzburg Museum und der Univer- sität Salzburg erstellt wurde. Sie zeigt die Geschichte der Gemeinde Wals-Siezenheim und im Museum werden historisch wertvolle Funde aus dem Gemeindegebiet präsen- tiert“, freut sich Bürgermeister Joachim Maislinger. „5.000 Jahre Kulturraum Wals-Siezenheim Seit 24. März 2019 gibt es eine neue Dauerausstellung im Museum der Bachschmiede: 5.000 Jahre Kulturraum Wals-Siezenheim. Die Idee zur Ausstellung entstand aus einer Anregung seitens Bürgermeister Joachim Maislinger, Museums-Spartenleiter Georg Reiter und der Bachschmiede an den Landesarchäologen, den archäologischen Fundbestand des Salzburg Museum aus dem Gemeindegebiet Wals-Siezenheim auszustellen. In der neuen Museumsausstellung v. l. - Bernhard Robotka, Georg Reiter, Bgm. a. D. Ludwig Bieringer, Prälat Johann Reißmaier und Bgm. Joachim Maislinger. v. l. - Beim neuen Modell der römischen Palastvilla Loig Bgm. Joachim Maislinger, Dr. Mag. Felix Lang von der Uni Salzburg, Landeshauptm. Stv. Dr. Heinrich Schellhorn, Landesarchäologe Dr. Raimund Kastler, Mag. Bernhard Schlag (Gestalter der Ausstellung) und Bachschmiede GF Bernhard Robotka. Porzellanpuppen in der Bachschmiede Mit der Neugestaltung des Museums, wurde von Karin Gugg auch eine neue Puppenausstellung aufgebaut. Alle Facetten des kindlichen Lebens und Erlebens werden nachgespielt, die Kinder schlüpfen dabei in unzählige Rollen und lernen Konflikte zu lösen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 30er Jahre waren deutsche und französische Hersteller marktführend. Das Zentrum der deutschen Pup- penindustrie lag in Thüringen. Dort waren die Rohstoffe für die Porzel- lanherstellung (u.a. kaolinhaltiger Sandstein), billige Arbeitskräfte und ausreichend Holz vorhanden. Wichtig für diesen Industriezweig war die Heimarbeit: Ganze Privat- haushalte von Jung bis Alt waren für geringen Lohn in der Puppen- herstellung beschäftigt. Deutsche Puppen waren weltweit gefragte Exportartikel und liefen den fran- zösischen Puppen wegen ihres günstigeren Preises den Rang ab. Nicht nur deutsche, auch engli- sche, amerikanische, russische und japanische Kinder spielten mit deutschen Puppen. Die Fabri- ken lieferten was verlangt wurde, von sehr qualitätsvollen Puppen bis zur billigen Massenproduk- tion und waren – auch durch die Heimarbeit – preisgünstiger als die Konkurrenz. Bedingt durch den 1. Weltkrieg kam es zu einem Produktionseinbruch. In den 20er Jahren eroberte die deutsche Puppenindustrie die Märkte aber wieder zurück. Das Museum kann zu den Öffnungszeiten der Bachschmiede besichtigt werden: Mo. und Di. 9 - 12 Uhr | Do. 14 - 19 Uhr Fr. und Sa. 14 - 17 Uhr | Infos: Tel. 0 66 2 - 85 53 29 | www.diebachschmiede.at | office@diebachschmiede.at

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